
650. Montagslesung am 8. Dezember 2025: Jan Dieren, MdB SPD, liest aus „Crisanta“ von Anna Seghers
Bei der kommenden Montagslesung am 8. Dezember 2025 von 18.30 Uhr bis 19.00 Uhr liest Jan Dieren, MdB SPD, aus „Crisanta“ von Anna Seghers vor dem Büchereigebäude, Am Marktplatz 5 in Krefeld-Uerdingen, für die Eröffnung eines Quartierszentrums / Bürger*innenhauses mit städtischer Medienausleihe – als Drittem Ort. Ein Ort für Teilhabe, Vielfalt, Demokratie und Kultur. Zum Lesen, Treffen, Teilhabe, Spielen, Begegnung und Bewegung – ohne Verzehrverpflichtung und Kommerz – für Alle.
Die Anmeldung einer versammlungsrechtlichen Veranstaltung der Krefelder Polizei liegt vor.
Anna Seghers wurde am 19. November 1900 in Mainz geboren. Nach ihrem Studium der Philologie, Geschichte, Sinologie und Kunstgeschichte in Köln und Heidelberg kam sie 1925 als frisch verheiratete, promovierte Frau mit dem bürgerlichen Namen Netty Radvanyi, geb. Reiling, nach Berlin. Dort wurden ihre beiden Kinder Peter und Ruth geboren, und sie erlebte ihren Durchbruch als Schriftstellerin mit den Erzählungen Grubetsch (1927) und Aufstand der Fischer von St. Barbara (1928), für die sie 1928 mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet wurde. 1933 musste Seghers mit ihrer Familie vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten fliehen. Auf dem Opernplatz waren im Mai 1933 auch ihre Bücher verbrannt worden. Das Exil in Paris, die gefährlich-abenteuerliche Flucht in den unbesetzten Süden von Frankreich im Frühjahr 1941 und schließlich nach Mexiko, wo sie sechs Jahre als Emigrantin lebte, bestimmten die entscheidende Phase ihres schriftstellerischen Schaffens. In dieser Zeit entstanden die Romane Das siebte Kreuz (1942), Transit (1944) und die autobiografische Erzählung Der Ausflug der toten Mädchen (1946). Mit der Rückkehr nach Deutschland im Frühjahr 1947 engagierte sich Anna Seghers im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, im Deutschen Schriftstellerverband, dessen Präsidentin sie nach seiner Ausgliederung aus dem Kulturbund von 1952 bis 1978 war, sowie in der 1950 neu gegründeten Deutschen Akademie der Künste. Eines der zentralen Felder ihres internationalen Engagements war die Weltfriedensbewegung. So gehörte Anna Seghers 1950 zu den Initiatoren des Stockholmer Appells zur Ächtung der Atombombe. Der neue gesellschaftliche Entwurf, den die DDR versprach, schien ihre Jugendideale zu erfüllen und ließ sie auf mehr Gerechtigkeit hoffen. Sie war immer um Vielfalt in ästhetisch-künstlerischen Auffassungen bemüht; so setzte sie sich dafür ein, dass Mitte der 1960er Jahre das Werk Franz Kafkas in der DDR erscheinen konnte. Anlässlich ihres 75. Geburtstages am 19. November 1975 wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt Berlin ernannt, 1981 erhielt sie die Ehrenbürgerschaft ihrer Heimatstadt Mainz. Am 1. Juni 1983 starb die Schriftstellerin in Berlin. Zu den bedeutendsten Ehrungen ihres Lebens zählt der Georg-Büchner-Preis, der ihr unmittelbar nach ihrer Rückkehr aus dem Exil 1947 verliehen wurde. Quelle:
„Crisanta“: Während ihres Exils in Mexiko von Sommer 1941 bis Januar 1947 spielte das Land in nur einer Erzählung Anna Seghers’ eine Rolle – in „Der Ausflug der toten Mädchen“, und dort als Rahmen für eine Handlung, die in Mainz angesiedelt war. Seghers schrieb in Mexiko den Roman „Transit“ und arbeitet u.a. an „Die Toten bleiben jung“ – einem Roman, der deutsche Geschichte vom ersten bis zum Ende des zweiten Weltkriegs in einem weitgespannten Figurenpanorama entwickelt. Anders als etwa Egon Erwin Kisch, der die neuen Eindrücke in Mexiko unmittelbar in Reportagen fasste, thematisierte Anna Seghers Mexiko erst, als sie nach Berlin zurückgekehrt war. Sie schrieb zunächst über die südamerikanischen Wandmalereien, dann wurde Mexiko auch Schauplatz erzählender Texte. Die Erzählung „Crisanta“, 1951 erschienen, ist einer der wenigen Texte Seghers’, die in Mexiko spielen, und es ist der Text, in dem vielleicht am meisten vom Alltagsleben und von der Atmosphäre des Landes, so wie Seghers sie wahrnahm, spürbar wird. Das Leben der jungen, ungebildeten Crisanta wird geschildert, die ihre Eltern nicht kennt, als Tortillabäckerin in die Hauptstadt kommt, ihrem Kind, das seinen Vater nicht kennen wird, später als Limonadenverkäuferin die Existenz sichert – ohne Sentimentalität, moralische Bewertung. Quelle
Seit der Schließung Ende Mai 2013 und trotz der Räumung der Uerdinger Bücherei finden bis auf eine sechswöchige Corona-Unterbrechung Montagslesungen durchgehend über 12 ½ Jahre an jedem Montag jeweils von 18.30 Uhr bis 19.00 Uhr vor der Uerdinger Bücherei, Am Marktplatz 5 in Krefeld-Uerdingen bei jeder Witterung statt. Der Arbeitskreis „Erhalt Bücherei Uerdingen“ setzt mit dieser Maßnahme seine Initiative für die Eröffnung eines Quartierszentrums / Bürgerhauses mit städtischer Medienausleihe fort. Zu den Lesungen kommen zwischen 15 und über 70 Personen. Jede Lesung beginnt mit dem gemeinsamen Singen einer Strophe des Liedes „Die Gedanken sind frei“ und endet mit den drei umgedichteten Strophen auf die Uerdinger Bücherei. Außer den Vorleser*innen zu lauschen, werden aktuelle Informationen ausgetauscht.
Interessierte Vorleser*innen können sich gerne unter Angabe des Buches melden bei: Sabine Alofs, Tel.: 48 18 55 oder oder unter ak.buecherei-uerdingen(at)gmx.de. Ohne Gebühren zu entrichten, dürfen alle Texte vorgelesen werden, die älter als 80 Jahre sind, sicherheitshalber Texte von Autor*innen, die bereits 80 Jahre verstorben sind.







